Autor, Sammler und Mäzen
Heinrich Rantzau war eine gebildete und vielseitig interessierte Persönlichkeit. Er korrespondierte mit Künstlern, Wissenschaftlern und Gelehrten, unter anderem mit dem Astronomen Tycho Brahe und dem Philosophen Justus Lipsius. Er selbst verfasste mehr als zwanzig Bücher zu unterschiedlichen Themen, darunter auch eine ausführliche Landesbeschreibung seiner Heimat, der „kimbrischen Halbinsel“. Auf der Breitenburg baute er die erste bedeutende nicht-kirchliche Bibliothek in Schleswig-Holstein auf. Sie umfasste mehr als 6000 Titel, wurde jedoch bereits drei Jahrzehnte nach seinem Tode im Dreißigjährigen Krieg geplündert. Zu seinem bleibenden Vermächtnis zählen die Bilder, die er dem Theologen Georg Braun und dem Kupferstecher Frans Hogenberg für ihre Sammlung von Städteansichten zur Verfügung stellte. Durch sie haben wir heute detaillierte Kenntnisse vom Aussehen der Städte Schleswig-Holsteins im 16. Jahrhundert – auch von Segeberg (siehe Im Dienst des Königs).
Vom Schwert- zum Dienstadel
Als sich zu Beginn der Neuzeit der frühmoderne Staat herausbildete, wandelte sich die Rolle des Adels. Für die wachsenden Aufgaben in Justiz und Verwaltung brauchten Könige und Fürsten fachlich versierte Beamte, und im Krieg ersetzten besoldete Landsknechte die Ritteraufgebote. Für den Adel wurde neben der vornehmen Herkunft die Bildung zu einem wichtigen Faktor, um am Hof und im Staatsdienst Karriere zu machen. Aus Rittern wurden so allmählich Beamte, aus dem Schwert- ein Dienstadel.
Am Werdegang Heinrich Rantzaus lässt sich diese Entwicklung gut nachvollziehen. War das Leben seines Vaters Johann von Kampf und Abenteuer geprägt, avancierte Heinrich zum humanistisch gebildeten und juristisch geschulten Berater und Diplomaten. Aus dem Studium antiker Autoren entwickelte er sowohl Einsichten über Krieg und Frieden als auch Grundsätze der persönlichen Lebensführung. Ein Beispiel dafür ist seine Umdeutung ritterlicher Tugenden, wie sie in der Inschrift im Porträt rechts zum Ausdruck kommt: Besser sei es, über sich selbst zu siegen als über Mauern (und äußere Feinde). Mit seiner Bildung und in seinem Denken war Heinrich Rantzau seinen adeligen Standesgenossen weit voraus. Schon zu Lebzeiten galt er deshalb als schwarzer Schwan.